HGICH.T LIVE + ACID AFTERSHOW
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HGICH.T - "THERAPIE WIRKT"
Auf drei: Bauarbeiterweste überstreifen, Schwarzlicht an und Anlage auf Maximum. Denn HGich.T, die Speerspitze der elektronischen Hauruckkonzepte, werden uns erneut das Fell über die Ohren ziehen – diesmal mit Therapie wirkt.
Reminiszenzen an musikalische Frohnaturen wie Pink Floyd (Another Brick in The Wall) oder auch Yes (Owner Of A Lonely Heart) liegen selbstverständlich nah wie fern. Gleichwohl trifft auch hier Ton auf Ton (Der Junge mit dem Knüppel), reiht sich Note an Note (100 Jahre Mühle), alles sitzt, gar nichts spritzt (Alien Lover) – doch eben anders.
Mit Therapie wirkt liefern die Künstlerinnen und Künstler von HGich.T ihr Opus Magnum für ein authentisches Miteinander im Hier und Jetzt. Fetziges mit Schmiss (Uhu Arsch) trifft auf Vertracktes mit Biss (Radio Krishna) – alles clubtechnisch wie elektronisch verspielt. Ihr thematisches Kerngeschäft bleibt das Bildungssystem (Hauptschuhle) und natürlich eine individuelle Lebensgestaltung (Drogen & Pferde). Hauruckgedonner mit Pfiff sozusagen.
„Wir haben uns, wie eigentlich immer, bemüht, dem aktuellen HGich.T- Klangportfolio spontan zu folgen, als wären wir fast gar nicht am Entstehungsprozess beteiligt. Bewegungen, Schritte, Reize erfolgten vielmehr intuitiv und vernetzten sich automatisch mit Soundcollagen und Wortgefecht“, erklärt Produzent und Katzenfreund DJ Hundefriedhof nachdenklich. Kurz gefragt: Ein ganzes Album voller Glücksmomente oder dreizehn Wölfe im Schafpelz?
„Beides. Irgendetwas passiert schließlich immer. Musikstrukturen umgeben uns permanent. Sie sind einfach da. Du trinkst Kaffee – Musik. Du schmierst ein Brot – Musik. Einerseits simpel und andererseits kompliziert, denn die Qual der Wahl bohrt allumfassend eindringlich wie unweigerlich“, ergänzt Vhagvan Swami (früher Anna Maria Kaiser), Sänger, Poet und Naturfreund.
Von Berlin bis Wien sind HGich.T aus Hamburg seit Jahren bekannt wie bunte Pudel oder Oasis. Anhänger der ersten Stunde und Kulturfreaks wissen Bescheid. Das zehnköpfige Hanse-Künstlerkonglomerat hat im Versuchslabor den Osterhasen mit dem Weihnachtsmann gekreuzt. Niedlich einerseits, gibt’s so auch den obligatorischen Fingerzeig aus dem Wonnebuch. „Vielleicht eine Art Gesellschaftskritik für Clubgänger und Electrofreunde ohne Tränen der Verzweiflung wie bei Blumfeld oder Bonny Tyler“, versuchte sich kürzlich ein Makler und Musikkenner (NDR2) aus Hamburg-Eppendorf an einer recht eigenwilligen Definition. Stimmt’s? Wer weiß es besser?
Vielleicht lohnt ein Blick ins Netz, dort wo HGich.T kultigen Firlefanz zelebrieren und stets aufs Neue belegen, wo der Barthel den Most holt (www.youtube.com/Videomolch)? Ohne Tricks viele Klicks – verblüffen und verwirren. Doch wie meinen die das? Ist das Filmkunst oder postpubertärer Mummenschanz? Die HFBK-Absolventen halten sich diesbezüglich bedeckt. Gut so.
Es bleibt also dabei: Bunte Fäden bei Schwarzlicht, pumpende Beats, coole Charaktere mitunter in Unterhose, alle stark geschminkt und häufig berauscht. Das gab’s zuletzt vielleicht nur bei den Doors, im Studio 54 oder bei Aldi. Also was? Genau, husch, husch zu HGich.T und mal schön den Alltag in die Tonne kloppen. Therapie wirkt sozusagen. Und was gibt’s noch zu berichten?
„Nun, mit dem vierten Album mussten wir einfach nen Schlag zulegen. Während Mein Hobby: Arschloch, Lecko Grande bis Megabobo klassische Leckereien für Jung und Alt vorweisen, war es uns wichtig, den Synapsen des geneigten Hörers auf Therapie wirkt eine Lektion in Sachen Eigenregie ins Aufgabenheft zu kritzeln“, schmunzelt HGich.T-Maskottchen und Mittelalter-Fan Dr Geilser und verweist auf die wohlfeinen Instrumentals der streng limitierten Vinylauflage (500 Stück) aus dem beliebten HGich.T-Katalog.
Plattenfreaks können sozusagen die Hose der Pandora öffnen und professionell mit astreiner Begleitung Hgich.T-Instrumentaltracks hören, mitsingen und durchs Badewasser furzen. Na, ist das was? Stichwort: Weihnachtsmann. „Eben, ob Frei-, Hochzeit oder Weihnachtsfeier, ob Schlaule oder Dummdödel – alle können sich einbringen, you know“, gluckst der sympathische Geilser. „Doch auch Werbefreaks und Steven Spielberg dürfen gerne mal reinhören. Der Kühlschrank muss schließlich gefüllt werden“, sinniert er und verlässt abrupt den Raum, um sich seiner Kristallsammlung zu widmen. Sie haben es also wieder geschafft. HGich.T, die bass- und lasererprobte Rasselbande zum Knuddeln, demnächst wieder im Plattenladen und auf Tour. Wir sind der Meinung: Therapie wirkt!