Third Eye Blind sind wandlungsfähig wie kaum eine andere Alternative-Rock-Band und so direkt wie es nur geht. Seit über 20 Jahren spielen 3EB nun schon ihre Musik mit einer Konsequenz, deren einzige Konstante der stetige Wechsel ist. Was sich bei anderen wie ein Widerspruch anhören würde, ist bei den Kaliforniern Programm. Vom ursprünglichen Line-up sind nur noch Drummer Brad Hargreaves und natürlich Frontmann Stephan Jenkins dabei. Die Veröffentlichungspolitik ließ immer lange Pausen zwischen den Alben zu. Inzwischen sind Third Eye Blind dazu übergegangen, nur noch EPs zu produzieren, um nicht mehr jahrelang an den Songs zu feilen, sondern neue Musik flotter unter die Leute bringen zu können. Das zahlt sich in noch größerer stilistischer Vielfalt und verstärkter Lust am Experiment aus. „Summer Gods“ hält Trap-Rhythmen parat, auf der jüngsten EP „Thanks For Everything“ aus dem vergangenen August finden sich sieben Coverversionen von so unterschiedlichen Künstlern wie Queens of the Stone Age, Bon Iver, Santigold, Tim Buckley oder den Babyshambles. Jedem einzelnen Werk entlockt das Quintett aus San Francisco seinen ganz eigenen grundlegenden Charakter. Aber das war ja, wie gesagt, schon immer dessen Qualität: das Gespür für Musik und für das gemeinsame Zusammenspiel, der Grundlage für Sechsfachplatinalben, für lange und energetische Touren, für großes Songwriting, für Pathos ohne Peinlichkeit, für einen lang anhaltenden Erfolg. Oder um es deutlicher zu sagen: Third Eye Blind bringen jeden Moshpit zum Springen, weil sie wissen wie es geht. Dazu gehört übrigens auch die Verweigerung gängiger Mechanismen. Auf Tour zu gehen, weil eine neue Platte produziert wurde, sei langweilig und unnötig, sagt Jenkins, denn das Wichtige bei einem Konzert sei doch der Austausch mit dem Publikum und nicht die Vermarktung eines Produkts. Außerdem, so darf man getrost hinzufügen, lebt diese Band für die Bühne. Und wenn Third Eye Blind im Herbst wieder auf Tour kommen, werden sie doch wieder neue Songs dabei haben.