HEADS. & HATHORS
HEADS.
“Düschter, düschter” hätte man wohl in der Schweiz geraunt, wenn die Aufnahmen der Heads. ins Wallis gehallt wären. Aber mal von Anfang an: die Heads. sind aus Berlin, natürlich nicht gebürtig, sondern aus diversen Ecken der Welt zusammengekegelt – Saarland meets Hamburg meets Australien. Der Legende nach wurde der australische Gitarist und Sänger Ed Fraser direkt vom Rollfeld des Berliner Flughafens von Chris Breuer – seineszeichens Basser des Postmetal-Konglomerat The Ocean - in den Proberuam entführt. So oder auch nicht ist das wohl gelaufen. Beide haben dann noch glücklicherweise den Schlagzeuger Peter Voigtmann mit ins Boot geholt und Songs geschrieben. Herausgekommen ist eine “unholy alliance” aus Noiserock, Rotweinstimmungs-90er-Indie (Girls vs. Boys, Nick Cave oderBlack Heart Procession, Shellac) und modernerem Kram a la Young Widows – ich will das mal vorsichtig NoiseNoir nennen. Das hier ist nicht nur was für Ü40 alt Indies, die ihre Adoleszenz mit dem Ampetamine Reptile-Gesamtkatalog versüsst haben – neee, hier schwing trotz deutlicher Nähe zu eben diesem echt deutlich mehr mit. Die Stücke sind mächtig, erhaben, majestetisch und voller Seele.
Diese wirklich heftige, fast depressive und erdrückende Stimmung der Songs, wurde, und da komme ich zurück auf die Schweiz – ebendort vomCoilguns Mann Jonathon Nido wirklich super treffend aufgenommen. Schön in Albini-Tradition mit dem mächtigsten Raumhall der Welt! Und all dem nicht genug, hat der Lindberg Magnus vom Mond-Kult Kollektiv in Schweden den Kram noch ordentlich dick gemastert! Von den eigentlichen 13 Songs haben die drei nun 6 Stück ausgewählt um diese im Frühjahr zu veröffentlichen.
HATHORS
“Brainwash” ist eine furiose Mischung aus Grunge, Punk, Metal, Hardcore, Alternativerock...
Das Trio aus Winterthur schafft es, musikalisch die vielen altbekannten bunten Steinchen zu mischen und neu zusammen zu bauen. Und waren nicht die Lego-Flugzeuge die besten, die man selber baute, nachdem das gekaufte Feuerwehrauto runtergefallen und in die Bestandteile zerlegt war?
HATHORS sind jedoch kein Bausatz, keine Blaupause, keine Kopie, sondern frisch und eindeutig “2015”. Die Vielfalt der musikalischen Einflüsse und Zitate ist es und weniger Seattle mit seinen 70er-Verweisen, auch wenn das Albumcover stilistisch dort in seiner Bildästhetik anknüpft. HATHORS sind aber die Generation, die eine Grunge-Explosion nur aus den ARTE-Dokumentationen und von Schallplatten-Sammlungen der Eltern kennt, während man selber Refused gesehen hat, Metal Platten sammelte und Alternativerock der 90er aufgesogen hat – Und doch spürt man diesen wilden, schmucklosen Rock-Spirit, der den Seattle Fame ausmacht.
Bei “Brainwash” war das erklärte Ziel des Trios, die rohe Energie und Kraft der Live-Shows auf Band bringen, die HATHORS europaweit auf Festivals und in die Clubszene brachte. Ihr Live-Engineer Jean-Claude Pache wurde kurzerhand verpflichtet, der Mix anschließend von John Agnello gemacht, der in seinem Auftragsbuch Namen wie Sonic Youth, Dinosaur Jr. oder Madrugada hatte. Und „Mastering Buddah“ Dan Suter rundete den Sound ab. Es ist
eben doch gut, wenn man die richtigen Lehrmeister gehabt, die richtigen TV Dokus gesehen und die richtigen Alben gesammelt hat...