ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN
+ Support: LESTER
ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN
„Doofgesagte leben länger“
Fun-Punk. Unter den Strengen und Orthodoxen war der Begriff damals verpönt. Sogar Michael „Olga“ Algar, Sänger der Toy Dolls, die international als Erfinder des Genres gelten, lehnt den Begriff bis heute ab. Sein Kollege Mirco „Micro“ Bogumil erinnert sich, wie „Olga“ empört sagte: „Das ist doch keine Comedyshow!“ Die Abstürzenden Brieftauben hingegen, die Micro 1983 gemeinsam mit Konrad Kittner gründete, trugen die Bezeichnung mit Stolz. „Wir waren die ersten, die das hierzulande aufs Plakat geschrieben haben: Deutschlands Fun-Punk-Duo Nr. 1.“ Eine Reaktion darauf, direkt zu Beginn ihrer Laufbahn zu hören zu bekommen: „Ihr seid doch gar keine Punks!“ Von den Strengen und Orthodoxen. Denen, die von echter Freiheit wenig verstehen …
Dabei war der „Fun“ der Abstürzenden Brieftauben die echte Befreiung, die Luft zum Atmen, das verschmitzte Schmunzeln bei geballter Faust, die Blume im Knopfloch zu Nietengürtel und rot geschnürten Stiefeln. Stets spielten sie schnell, griffig und kalifornisch statt langsam, scheppernd und britisch, verbanden sie wohlgelaunte Hooklines mit klaren Ansagen, waren die NoFX der Bundesrepublik. Das Stagediving und die Verbrüderung auf der Bühne ohne Gitter und Absperrung selbst bei größeren Veranstaltungen pflegten sie früher als die meisten. Der Musikindustrie öffneten und verweigerten sie sich gleichzeitig. Als ihnen in den Neunzigern rund um Alben wie „Im Zeichen des Blöden“ und „Der Letzte macht die Tür zu“ sogar Charterfolg und BRAVO-Storys zufielen, schrieben sie mit „EMI“ eine Persiflage auf ihre Plattenfirma und schafften es fast, den Song unbemerkt aufs Album zu schmuggeln. „Die Platte war schon praktisch im Druck“, sagt Micro, „nur irgendwann hat sich jemand das Band tatsächlich mal bis zum Ende angehört.“ Die Single zum Album besteht größtenteils aus Originalanrufen auf Konrads AB. In Hape Kerkelings Film „Kein Pardon“ spielen sie Kabelhilfen. Die Tourneen durch die nach der Wiedervereinigung frisch zur BRD gestoßenen Neuen Bundesländer werden zu „Selbstverteidigungstouren“ durch von angriffslustigen Faschos besetztes Gebiet. Einmal reisen ihnen 150 Neonazi-Hooligans sogar mit der Bahn hinterher. „No Fun“, doch die Brieftauben flogen konsequent weiter.
Rund 25 Jahre später sieht es in manchen Teilen Ostdeutschlands wieder so aus wie damals. Da ist es nur konsequent, dass die Tauben als erste Single der neuen Platte einen Ohrwurm namens „Nie wieder Pegida“ auspacken. 1997 wurde (bis auf zwei kleine Reunionkonzerte 2002) die Band beendet. 2006 musste Micro seinen besten Freund und Mistreiter Konrad mit nur 44 Jahren nach einem Herzstillstand beerdigen. Auf Konrads Grabstein steht „pacem et circenses“, eine anspielungsreiche Mischung aus dem römischen „Brot und Spiele“ sowie dem 1993er-Albumtitel der Band, „Krieg und Spiele“.
Auf den Konzerten, die die Tauben seit 2013 in neuer Besetzung wieder spielen, erlebt Micro, wie viel ihre Art von Punk tatsächlich bewirkt hat. „Da kommen Leute aus der ehemaligen Ostzone, die sagen: Ihr habt uns das Leben gerettet.“ Oder Schränke, „drei Jahre Knast auf dem Buckel, tätowiert, Ringe im Gesicht“, nehmen Micro in den Arm und sagen: „Du warst als Junge für mich der Größte.“ Glücklich all die jungen Leute von heute, die mit den Tauben diese Erfahrung nun noch einmal ganz von vorne machen können.
LESTER
DIE LÜGE VOM GROSSEN PLAN
„Routine wird zur Scheiße und Scheiße zur Routine“. Um ihren ganz persönlichen Teufelskreis zu durchbrechen, schlossen sich LESTER so lange in ihrer Musikwerkstatt ein, bis sie „Die Lüge vom großen Plan“ nicht nur erkannten, sondern auch unter die Leute bringen wollten. In sich gekehrte Texte in einer immer lauter werdenden Welt treffen auf ein Gemisch von Punkrock, Indie und dem Emo der 90er Jahre, bevor Mascara-Musiker das Genre vereinnahmten.
Ihre Mischung nennen LESTER Heavy Pop, da sie Punkrock Sound mit sich in Gehörgänge einnistende Melodien vermengen.
So melancholisch die Texte der Münchner sind, so laut und energiegeladen sind ihre Liveshows. Dass sie diese Energie auf Platte einfangen können, macht „Die Lüge vom großen Plan“ zu einem ganz besonderen und vor allem grundehrlichen Debüt-Album. Aufgenommen haben LESTER das Album mit Erdem Engin.
LESTER gründeten sich im Jahr 2013 und haben seitdem eine beeindruckende Anzahl an Veröffentlichungen vorzuweisen und Shows und Festivals in Deutschland und Österreich gespielt.
WAS BISHER GESCHAH
2013 – EP – Der Einöde Zum Trotz
2013 – EP – In München Nix Los Split
2014 – EP – bestesplitwogibt w/ Glorious Thieves 2016 – EP – Manöverkritik
2017 – LP – Die Lüge Vom Großen Plan
LESTER:
Andy – Gesang/Gitarre
Phil – Gitarre/Gesang
Jasper – Bass/ Gesang
Schindl – Schlagzeu
Paloma – Bild, Bier
GRUNDHASS
Grundhass, ein Typ, aufgewachsen im Sauerland, die Dorfpunkattitüde mit in die große Stadt nach Berlin genommen und mittlerweile im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs. „Grundhass“ ist Akustikgitarre, lustige bis absurde Texte und Gelaber zwischen den Songs, bei denen manche Menschen lachen. Oder weinen. Manchmal auch beides gleichzeitig. Vom Provinzpunk bis zum Großstadtyuppie kriegt jeder sein Fett weg, inklusive des Musikers (wenn man das denn so nennen mag) selbst. Positive Kritiken von namhaften Magazinen wie Bierschinken, Ox oder auch der Intro zeigen, dass es mit der deutschen Presselandschaft gehörig den Bach hinunter geht. Auch live konnte er schon viele Zuschauermassen gegen sich aufbringen, in dem er schon mehrere eigene Touren spielte, Bands und Künstler wie Montreal, Monsters Of Liedermaching, Die Skeptiker, Frank Turner oder Pensen Paletti supportete und sich zum Beispiel auf vielen Festivals wie dem Highfield die Bühne mit Größen wie Die Toten Hosen, The Offspring, Kraftklub, Casper oder Billy Talent teilte.
Ein hoffentlich unterhaltsamer Abend mit einem Typen, der selber manchmal nicht weiß, was er da so veranstaltet, aber das ist anscheinend das, was die Leute mögen.